Prokrastination überwinden: 26 effektive Tipps gegen Aufschieberitis

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„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ So ein bekanntes Sprichwort. „Ich verschiebe niemals auf morgen, was sich auch übermorgen erledigen lässt“ – das verkündete wiederum der Schriftsteller Oscar Wilde seinerzeit. Würden wir uns an das Sprichwort halten, würden wir zweifellos produktiver und weniger gestresst sein. Stattdessen machen wir es vielfach eher so wie der gute alte Oscar Wilde. Denn seine Vorhaben auf später zu verschieben ist einfach zu verführerisch. Diese „Aufschieberitis“ nennt man im Fachbegriff Prokrastination. Aber warum fallen wir der Prokrastination so oft zum Opfer und noch wichtiger: Was können wir dagegen tun? Ich gebe dir 26 effektive Anti-Prokrastination-Tipps an die Hand.

Was ist Prokrastination?

“Aufschieben ist die schlechte Angewohnheit, auf übermorgen zu verschieben, was vorgestern hätte getan werden sollen”

– Napoleon Hill

Prokrastination kommt vom lateinischen Wort procrastinare = vertagen. Prokrastination steht also für die Vertagung von Aufgaben, mit anderen Worten: Aufschieberei oder eben Aufschieberitis.

Auf die Erledigung einer Aufgabe folgt im Idealfall ein Gefühl der Zufriedenheit und Entspannung. Wenn wir prokrastinieren, wollen wir eine Abkürzung nehmen, indem wir den Part mit dem Aufgaben erledigen einfach überspringen und direkt in den Zustand der Entspannung wechseln. Doch mit der Zufriedenheit ist dann nicht viel her.

Klar ist: Prokrastination erscheint im ersten Moment immer die beste Option zu sein. Denn so können wir erstmal noch entspannen, anstatt uns mit anstrengenden, komplizierten oder schlichtweg nervigen Aufgaben befassen zu müssen. Klar ist aber auch: Früher oder später müssen wir die anfallenden Aufgaben erledigen. Dann werden wir genauso wenig Lust darauf, aber zusätzlich noch mehr Stress und Zeitdruck haben. Prokrastination ist also völlig paradox. Das Gegenteil von Prokrastination ist übrigens die Prekrastination. Dahinter steht der Drang, jede Aufgabe sofort und so schnell wie möglich erledigen zu wollen.

Aufschieberitis: Ursachen

Wenn wir also Aufgaben mal wieder verschieben, wissen wir eigentlich genau, dass das nicht gut ist. Warum neigen wir dann trotzdem zu Aufschieberitis?

1. Versagensängste

Wer etwas macht, hat oftmals Angst, es falsch zu machen. Das gilt besonders für Aufgaben im Beruf. Angst ist lähmend und wir flüchten gerne vor ihr, anstatt uns ihr zu stellen. Wenn wir also Angst haben, bei einer Aufgabe auf ganzer Linie zu versagen, fangen wir einfach gar nicht erst an. Problem gelöst? Wohl kaum, aber Angst führt selten zu rationalen Entscheidungen. Eng verbunden mit der Angst, etwas falsch zu machen, ist die Angst, komplett zu versagen. Bevor man mit dem eigenen Versagen konfrontiert wird, fängt man einfach gar nicht erst an, oder? Und träumt lieber von einem Erfolg, der ohne unser eigenes Handeln nicht eintreten wird.

2. Schlechtes Zeitmanagement

Gutes Zeitmanagement ist die Voraussetzung für Produktivität. Wer nicht weiß, wie lange welche Aufgaben brauchen und wie viel in welcher Zeit erledigt werden kann, hat nichts weiter als einen unüberschaubaren Haufen an To-Dos vor sich. Wo anfangen? Keine Ahnung? Und schon verschiebt man einfach die Bearbeitung des großen To-Do-Haufens.

3. Falsche Prioritäten

Eine bloße Auflistung von To-Dos bringt auch niemanden weiter. Wer unsortiert alle anfallenden Aufgaben aufschreibt und dann mit der Aufgabe beginnt, die zufällig oben steht, lässt eventuell wichtigere Aufgaben liegen. Es gilt, Aufgaben nach ihrer Priorität, also nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit zu sortieren. Werden die Aufgaben nicht sinnvoll priorisiert, ziehen wir schnell zu erledigende Aufgaben immer vor und die komplexeren Aufgaben bleiben liegen. Das Resultat: Prokrastination.

4. Keine Deadline

Deadlines wirken oft bedrohlich, sind aber eigentlich sehr nützlich. Sie geben uns einen Zeitrahmen vor, in dem wir eine bestimmte Aufgabe fertigstellen müssen. So bleibt uns keine Wahl, als rechtzeitig ein Projekt zu beginnen und abzuschließen. Gerade perfektionistische Menschen neigen dazu, ständig alles weiter verbessern und verfeinern zu wollen. Eine Deadline zwingt uns dazu, ein Projekt zu einem bestimmten Zeitpunkt abzuschließen, anstatt ewig daran herumzufeilen. Gibt es jedoch keine Deadline, dann passiert genau das und wir fangen das Projekt ganz ohne Zeitdruck gar nicht erst an oder werkeln laufend daran herum, ohne es zu finalisieren.

5. Falsche Vorstellung von der eigenen Leistungsfähigkeit

Die Angst, etwas falsch zu machen oder zu versagen, ist meist unbegründet. Zugleich passiert es jedoch auch oft, dass wir uns mehr zutrauen, als wir eigentlich stemmen können. Einen wichtigen Essay in einer Nacht schreiben? Die umfangreiche Präsentation für den Chef mal eben in der Stunde vor Feierabend fertigstellen? Das geht schon, meinen wir. Und prokrastinieren mit ein paar Katzenvideos gemütlich vor uns hin.

6. Falsche Vorstellung vom Zeitaufwand

Die falsche Einschätzung des Zeitaufwands geht Hand in Hand mit einer Überschätzung unserer eigenen Leistungsfähigkeit. Selbst wenn einem der Essay oder die Präsentation leicht von Hand gehen kann, mag dahinter mehr Aufwand stecken, als vorab vermutet. Wer unerwartet lange an einer Aufgabe hängen bleibt und andere To-Dos nicht mehr schafft, fängt an, diese aufzuschieben.

7. Unrealistische Ziele

Besonders schwer und komplex erscheinende Aufgaben werden gerne aufgeschoben. Manchmal führt kein Weg an solchen Aufgaben vorbei. Manchmal stehen wir uns aber auch einfach selbst im Weg. Wenn wir uns zu große Ziele setzen, die wir in unserer aktuellen Situation nicht erreichen können, erscheint jede Aufgabe als unüberwindbare Herausforderung und wird aufgeschoben.

8. Praktische Ausreden

So viele ungelesene E-Mails im Postfach, die muss ich erst abarbeiten! Und die Unordnung in der Wohnung sollte ich auch endlich mal beseitigen! Und dann noch mit dem Hund raus! Wenn wir auf eine Aufgabe keine Lust haben und sie uns zu anstrengend erscheint, fliegen uns die Ausreden in Form von scheinbar unaufschiebbaren Aufgaben nur so zu.

9. Kurzfristige Zufriedenheit

Wenn wir prokrastinieren, indem wir unwichtigere Aufgaben wie das Putzen der Wohnung vorziehen, verspüren wir trotzdem ein Gefühl der Zufriedenheit, auch wenn das nur kurzfristig ist. Das verleitet uns dazu, immer wieder zu prokrastinieren.

10. Keine oder kaum sichtbare Erfolge

Man ackert und schuftet, aber die Erfolge bleiben aus oder lassen länger auf sich warten als gedacht? Das ist ganz schön demotivierend. Da die Durchführung der notwendigen Tätigkeiten keine Früchte zu tragen scheint, schieben wir diese eben auf.

11. Ablenkungen und Unterbrechungen

In Zeiten, wo jeder fast rund um die Uhr ein Smartphone vor oder neben sich hat, ist die unendliche Ablenkung zum Greifen nah. Benachrichtigungen, Chats, Google, Social Media…es ist ein Fass ohne Boden. Wenn dann noch Familie, Haushalt, Beruf oder Studium und das soziale Leben unter einen Hut gebracht werden müssen, sind Ablenkungen und ständige Unterbrechungen vorprogrammiert. Die besten Voraussetzungen für Prokrastination.

12. Nervenkitzel

Deadlines sind für jeden eine hilfreiche Orientierung, aber manche Menschen können einfach nicht ohne den Nervenkitzel, der durch erheblichen Zeitdruck entsteht. Sie schreiten erst dann zur Tat, wenn die Aufgabe wirklich nicht mehr aufschiebbar ist. Die Hausarbeit fünf Minuten vor Abgabetermin einreichen? Die Steuererklärung einen Tag vor der Frist machen? Die Weihnachtsgeschenke am Tag vor Heiligabend kaufen? Alles wird kurz vor knapp erledigt.

5 Typen von Prokrastinierern

Es gibt bestimmte Typen von Prokrastinierern, die alle ihre ganz eigene Ausrede fürs Aufschieben haben.

  • Der Listenmacher: Dieser Typ weiß genau, was alles zu erledigen ist. Jede Aufgabe und alle Teilschritte werden fein säuberlich notiert. Am Ende hat er zwar eine Liste, doch abgehakt wurde darauf nichts. Stattdessen wir eine neue Liste erstellt.
  • Der Social-Media-Junkie: Dieser Typ leidet unter FOMO (Fear of Missing Out) und checkt alle paar Minuten, was auf Social Media so abgeht.
  • Putzteufel: Steht eine unangenehme Aufgabe an, widmet dieser Typ sich lieber dem Wohnungsputz oder dem Aufräumen des Büros – zum fünften Mal in der Woche.
  • Der Panikschieber: Die Deadline ist früh bekannt, dennoch beginnt dieser Typ erst kurz vor knapp mit der Aufgabe. Er erledigt sie gestresst und panisch und ist mit dem Ergebnis unzufrieden.
  • Der Flummi: Dieser Typ ist schnell gelangweilt und springt wie ein Flummi gerne von einer Aufgabe zur nächsten. Er hat eine Schwäche für Multitasking. Erledigt ist am Ende jedoch nichts.

Aufschieberitis überwinden: 26 Anti-Prokrastinations-Tipps

Hast du dich in einem dieser Prokrastinationstypen wiedergefunden? Das heißt nicht, dass du mit diesem weiter fröhlich vor dich hin prokrastinieren sollst. Es wird natürlich immer wieder vorkommen, dass du eine Aufgabe ein bisschen vor dir herschiebst. Damit das aber zur Ausnahme und nicht zur Gewohnheit wird, zeige ich dir 26 Tipps, wie du Aufschieberitis vermeiden kannst.

1. Warte nicht auf den perfekten Moment – Lege sofort los

Perfektionismus ist der Killer der Produktivität. Fakt ist: Es gibt so gut wie nie den perfekten Moment für etwas. Warte also nicht darauf, bis du „in Stimmung“ und „motiviert“ bist für eine Aufgabe – fang einfach an, es zu tun! Denn der erste Schritt ist der Wichtigste.

2. Mache Brainstorming

Du stehst vor einer Aufgabe, weißt aber partout nicht weiter? Brainstorming kann dir dabei helfen, endlich in die Umsetzung zu kommen. Sammle einfach ein paar Ideen zum anstehenden Essay, zur Unternehmenspräsentation oder zu dem Roman, den du schon immer schreiben wolltest. Aber: Diese Methode funktioniert leider nur bei denkintensiven Aufgaben.

3. Stelle dich auf den Erfolg ein

„Das schaffe ich nie“, „Ich werde sowieso versagen“, „Das lohnt sich doch sowieso nicht“ – solche negativen Gedanken bringen dich nicht weiter, sondern treiben dich nur weiter in die Prokrastination. Entwickle ein positives Mindset [SB1] und glaube an dich selbst. Visualisiere dir deine Erfolge, zum Beispiel mit einem Vision Board, und entwickle positive Glaubenssätze. So übst du dich in Manifestation und weißt genau, dass das, worauf du im Moment keine Lust hat, dir die gewünschten Ergebnisse bringen wird.

4. Denke positiv

Zu einem positiven Mindset gehört auch, positiv zu denken. Anstatt Angst davor zu haben, dass du Fehler machst oder versagst, solltest du dir besser ausmalen, was alles gut laufen kann. Und dann legst du los!

5. Belohne dein Gehirn fürs Nicht-Aufschieben

Leider konzentriert unser Gehirn sich gerne auf Negatives, denn das soll uns in Alarmbereitschaft versetzen und vor Gefahren schützen. Anstatt dich Erfolge genießen zu lassen, macht es dich also auf die nächste anstehende Aufgabe aufmerksam. Deshalb musst du speziell etwas dafür tun, dass dein Gehirn die erledigten Aufgaben als positiv wahrnimmt. Belohne dich selbst, wenn du eine Aufgabe nicht verschoben hast. Gönnen dir ein leckeres Stück Kuchen, ein entspannendes Bad oder eine Folge deiner Lieblingsserie.

6. Etabliere Routinen und positive Gewohnheiten

Ein strukturierter Alltag hilft dir dabei, deine Aufgaben zielgerichteter zu erledigen und schneller zu Ergebnissen zu kommen. Dazu gehört auch eine Morgen- und Abendroutine. Du möchtest mit dem Sport anfangen, prokrastinierst aber lieber? Schaffe dir eine Morgenroutine, deren fester Bestandteil Sport ist. Du möchtest endlich wieder mehr Gitarre spielen, schiebst es aber aus Zeitmangel immer wieder auf? Mache das zum Teil deiner Abendroutine und übe jeden Tag ein bisschen. Etabliere außerdem eine Self-Care-Routine, um dich rundum besser und energiegeladener zu fühlen. Damit du ohne Probleme in deine Arbeitsroutine gelangst, hilft es, auch für den Arbeitsbeginn Rituale festzulegen. Bereite zum Beispiel deinen Arbeitsplatz mit allen nötigen Utensilien und Unterlagen vor, ehe du dich deiner To-Do-Liste widmest.

7. Erstelle eine detaillierte To-Do-Liste

Wenn du keinen Überblick über deine anstehenden Aufgaben hast, liegt das Prokrastinieren nahe. Schreibe dir also am Abend vorher für jeden Tag auf, was es zu tun gibt. Unterteile jede Aufgabe in mehrere Teilschritte, um strukturierter arbeiten zu können. Priorisiere alle Aufgaben auf deiner Liste nach Wichtigkeit und Dringlichkeit. Dabei hilft dir zum Beispiel die Eisenhower-Methode. So verhinderst du, dass du dringliche und wichtige Aufgaben verschiebst und hinterher gestresst bist.

8. Eat that Frog: Erledige unangenehme Aufgaben zuerst

Manche Aufgaben sind schnell erledigt oder gehen dir besonders leicht von der Hand, während du unangenehme Aufgaben auf „später“ schiebst. Auf diese Weise wirst du diese Aufgabe aber nie erledigt bekommen! Eines der besten Mittel gegen Prokrastination ist es, direkt zum Start deines (Arbeits-)Tages mit der unangenehmsten Aufgabe zu beginnen. Der Autor Brian Tracy bezeichnet das als Eat that Frog: Würge den schleimigen Frosch zuerst hinunter, anstatt ihn dir ständig im Nacken herumhüpfen zu lassen. Denn dann hast du das Schlimmste schon hinter dir und wirst alle anderen Aufgaben mit Bravour bewältigen können. In seinem Buch zeigt dir Brian Tracy 21 Wege auf, wie du mit diesem Mindset in weniger Zeit mehr erreichen kannst. Implementiere auch du die Eat-that-Frog-Methode in deinen Alltag, um Prokrastination zu überwinden.

9. Setze dir selbst feste Deadlines

Manchmal braucht es den Druck und den Nervenkitzel einer bevorstehenden Deadline, um in die Gänge zu kommen. Was aber, wenn es keine Deadline gibt? Dann setze dir selbst welche! Sei dabei möglichst realistisch in der Zeiteinschätzung, damit du nicht zu sehr unter Druck gerätst und die Deadline einfach ignorierst. Wenn du absichtlich die Arbeitszeit für ein Projekt verknappst, gerätst du unter Druck und arbeitest effektiver. Auch Verbindlichkeit hilft: Kommuniziere offen darüber, bis wann du eine Aufgabe erledigt und bestimmte Ergebnisse erreicht haben willst.

10. Hole dir extrinsische Motivation

Verbindlichkeit entsteht nicht nur durch Deadlines, sondern auch dann, wenn du deine Pläne und Ziele mit anderen teilst. Vorsicht: Es geht nicht darum, deine großen Ziele in die Welt hinauszuposaunen, die du gar nicht vorhast umzusetzen. Denn auf Worte müssen Taten folgen. Aber es kann nicht schaden, einige Menschen in bestimmte Pläne einzuweihen. So baust du dir selbst einen gesunden Druck auf, denn dein Ziel ist nicht mehr geheim, sondern draußen in der realen Welt. Jemand könnte dich nun fragen, wie es denn hinsichtlich deines Plans so läuft – und dann willst du etwas vorweisen können, oder? Vielleicht wirst du auch direkt durch andere Personen angespornt. Solche Motivation von außen nennt man im Gegensatz zum inneren Antrieb extrinsische Motivation. Sie gibt dir quasi den Kick in den Hintern, den du dir selbst von innen heraus nicht geben kannst. Verbindlichkeit schafft übrigens auch ein Partnerprogramm, das darauf ausgelegt ist, Prokrastination zu überwinden.

11. Delegieren statt Prokrastinieren

Von außen bekommst du nicht nur Motivation, sondern bei Bedarf auch Unterstützung. Es gibt keinen Grund, sich alle anfallenden Aufgaben selbst aufzubürden. Schaue auf deine To-Do-Liste und prüfe, ob es für dich lästige Aufgaben gibt, die jemand anders für dich erledigen könnte. Nicht, weil du dich für etwas Besseres hältst, sondern weil du weniger Zeit oder weniger Kompetenzen dafür hast als vielleicht jemand anderes. Du schiebst die Steuererklärung immer vor dir her? Lass sie doch von einem Steuerberater machen! Du wirst mit Anrufen oder E-Mails bombardiert? Hole dir eine Assistenz! Andere Menschen sind glücklich, dir Aufgaben abnehmen zu können, denn auch sie profitieren davon. Das müssen aber nicht nur Experten sein. Bei der ein oder anderen kleinen Aufgabe, die du als störend empfindest, können dir vielleicht auch Freunde, Familie oder Partner helfen.

12. Setze dir realistische Ziele

Je mehr Aufgaben du delegieren kannst, desto besser kannst du dich auf deine Ziele fokussieren. Unklug wäre es jedoch, dir selbst Aufgaben aufzuerlegen, die dich überfordern und stressen, aber nicht zwingend notwendig sind. Um das zu verhindern, solltest du dir realistische Ziele setzen, die dich wirklich motivieren. Dabei hilft dir die SMART-Methode[SB1] : Deine Ziele sollten spezifisch, messbar, angemessen, realistisch und terminiert sein. Wenn du dir zum Beispiel vornimmst, bis zum nächsten Monat drei Kilo abzunehmen, ist das realistisch und das Ziel in Reichweite. Du wirst das Sportmachen weniger prokrastinieren, als wenn du dir vornimmst „dieses Jahr eine Traumfigur zu erreichen“.

13. Eliminiere digitale Ablenkungen

Trainiere dich in deiner Konzentrationsfähigkeit, indem du digitale Ablenkung eliminierst. So vermeidest du Unterbrechungen, die dich wertvolle Zeit kosten. Denn auch, wenn du nur kurz abgelenkt bist, dauert es noch eine ganze Weile, bis du dich wieder voll und ganz auf deine aktuelle Tätigkeit konzentrieren kannst. Widme also einer Aufgabe deine ganze Aufmerksamkeit und schalte dein Handy sowie E-Mail-Benachrichtigungen am Computer aus. Auch von Kollegen, Mitbewohnern oder Nachbarn in Plauderlaune solltest du dich nicht ablenken lassen. Sage laut und bewusst „Nein“ zu dir selbst, wenn du merkst, dass du dich gerade ablenken lässt. Nach getaner Arbeit kannst du dich fürs Nicht-Aufschieben belohnen, indem du dir bewusst Zeit nimmst, um durch Social Media zu scrollen.

14. Lerne Zeitmanagement

Niemand kann pausenlos durchackern, denn irgendwann raucht das Gehirn und deine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit [SB1] nimmt kontinuierlich ab. Gönne dir also immer wieder kurze Pausen, in denen du entspannen und auch mal durch Social Media scrollen kannst. Danach legst du wieder mit voller Power los. Mache dir außerdem immer bewusst, wie du deine Zeit einteilen möchtest und wann du was erledigen möchtest. Dabei helfen dir verschiedene Zeitmanagement-Methoden[SB2] . Zum Beispiel die Pomodoro-Technik[SB3] : Nach dieser Technik arbeitest du in Zeitintervallen von 20 Minuten, machst 5 Minuten Pause und nach etwa drei Arbeitsintervallen machst du eine längere Pause. Ein Wecker [SB4] erinnert dich daran, deine Pausen zu starten oder zu beenden. Die Zeitintervalle kannst du natürlich selbst bestimmen.

15. Teile große Aufgaben in kleinere Schritte ein

Effektives Zeitmanagement gelingt dir besser, wenn du große Aufgaben in Teilschritte unterteilst. Diese Taktik ist auch als Salami-Prinzip bekannt: Du schneidest die Salami einfach in feine Scheibchen und kommst beim Futtern schneller voran. Damit kannst du strukturierter arbeiten, den Zeitaufwand besser einschätzen und deine Zeit besser einteilen. Außerdem erscheint eine große Aufgabe weniger als unüberwindbares Hindernis, wenn du weißt, mit welchen kleinen Schritten du dich deinem Ziel nähern kannst. Wende dabei auch die 50-Prozent-Regel an: Plane mit zeitlichen Puffern. Gehe also davon aus, dass du 50 Prozent mehr Zeit für eine Aufgabe brauchst, als du annimmst. So gerätst du nicht in Stress. Wenn du tatsächlich länger brauchst, hast du damit gerechnet, und wenn nicht – umso besser!

16. Abwechslung statt Monotonie

Zu lange an derselben Aufgabe zu arbeiten, macht müde und unproduktiv und führt nur dazu, dass du anfälliger für Ablenkung und Prokrastination wirst. Achte also darauf, deine To-Do-Liste mit allen Aufgaben und Teilschritten so zu mixen, dass du jeden Tag an verschiedenen Aufgaben arbeiten kannst. Leichte Aufgaben, zum Beispiel Hausarbeit oder Telefonate sollten sich mit schweren, denkintensiven Aufgaben abwechseln, damit du deine Motivation und Konzentration nicht verlierst.

17. Declutter: Schaffe Ordnung in deiner Umgebung

Eine ordentliche Umgebung sorgt für Ordnung im Kopf. Räume deinen Schreibtisch, egal ob zuhause oder im Büro, auf. Miste aus und entferne jeden Kram, der nur im Weg rumliegt. Halte deine Arbeitsumgebung minimalistisch, um dich von nichts ablenken zu lassen. Und schon kannst du dich besser auf die anfallenden Aufgaben konzentrieren.

18. Arbeite gemäß deiner persönlichen Leistungsphasen

Die Mainstream-Arbeitswelt ist darauf ausgelegt, 8 Stunden am Tag und meist von 9 bis 5 zu arbeiten. Neben dem klassischen 9-to-5 gibt es noch Schichtarbeit: Früh-, Spät- und Nachtschicht. Klar ist aber: Alle diese Arbeitszeiten erfordern unsere Anpassung an die vorgegebenen Zeiten. Ob wir Langschläfer, Frühaufsteher oder Nachteule sind, interessiert Arbeitgeber leider selten. Auch wenn du das nicht ändern kannst, solltest du versuchen, deine Arbeit so gut wie möglich an deinen Biorhythmus anzupassen, um Aufschieberitis zu überwinden. Wenn du Langschläfer bist, schlafe so lange wie möglich und verzichte auf eine vollbeladene Morgenroutine. Wenn du abends früh müde wirst, verzichtest du auf Arbeitssessions in den Abendstunden, sondern machst pünktlich Feierabend. Jeder hat im Laufe des Tages persönliche Hochphasen und Tiefs. Finde heraus, zu welcher Tageszeit du am konzentriertesten bist, und verlege die wichtigen Aufgaben des Tages je nachdem in den Vormittag, den Nachmittag oder den Abend. Das geht auch mit regulärem Job.

19. Achte auf eine Work-Life-Balance

Unabhängig von deinem Arbeitsrhythmus solltest du dir abgewöhnen, ständig Arbeit mit nach Hause zu nehmen. So verschlechtert sich nur deine Lebensqualität und produktiver macht dich Überanstrengung und Übermüdung auch nicht. Nimm dir jeden Tag Zeit, Kraft zu tanken. Mache Meditation zur Routine und gönne dir immer dann eine Pause, wenn du deine Konzentration und Motivation schwinden siehst. So hast du immer Energie und kannst Aufschieberitis überwinden.

20. Notiere dir deine Erfolge

Starte ein Erfolgstagebuch und notiere dir darin jeden Tag deine Erfolge. Du hast endlich eine Aufgabe erledigt oder ein bestimmtes Ziel erreicht? Schreib es auf und feiere dich dafür! Es ist aber auch schon eine nennenswerte Leistung, wenn du es endlich geschafft hast, eine lang aufgeschobenen Aufgabe zu starten. Ab damit ins Erfolgstagebuch! Wenn du dir jeden Tag deine Erfolge bewusst machst, wird dich das dazu motivieren, weiter Gas zu geben.

21. Vergiss Multitasking

So schön es auch wäre, wie Hermine in Harry Potter die Zeit zu kontrollieren und verschiedene Aufgaben zur gleichen Zeit zu erledigen: Im echten Leben funktioniert das leider nicht. Das menschliche Gehirn ist nicht auf Multitasking ausgelegt. Zumindest nicht bei komplexen Aufgaben. Die Wohnung putzen und dabei im Geiste eine Präsentation üben, mag vielleicht noch gehen. Eine Präsentation am PC zu erstellen und sich dabei Lernvideos anzuschauen, funktioniert aber schonmal nicht und führt nur dazu, dass du am Ende gar nichts machst. Nutze stattdessen den Zeigarnik-Effekt: Entscheide dich für eine Aufgabe, und richte dann deinen ganzen Fokus darauf. Nachdem du erstmal angefangen hast, bist du schon mittendrin und motivierter, weiterzumachen. Egal, wie lange und bis zu welchem Ergebnis du letztlich daran arbeitest. Trotzdem muss jede Aufgabe mal ein Ende haben.

22. Verabschiede dich von Perfektionismus

Die Wahrheit ist: Besser geht es (fast) immer. Wenn du nochmal einen Monat lang Zeit hättest, den Essay fertigzustellen oder die Unternehmenspräsentation vorzubereiten, könntest du immer weiter daran feilen. Dir würden immer neue Fehler oder Optimierungspotenziale auffallen. Aber irgendwann muss es auch mal gut sein, denn wenn du dich von deinem Perfektionismus leiten lässt, bekommst du nie etwas fertig. Orientiere dich am Pareto-Prinzip[SB1] : 80 Prozent der Ergebnisse lassen sich mit 20 Prozent des Aufwands erreichen. Und das reicht eigentlich auch schon, denn die restlichen 20 Prozent Ergebnis sind selten relevant.

23. Nutze den Flow

Trotz Zeitblöcken, Zeitmanagement und Pomodoro-Technik: Manchmal gerät man beim Ausüben einer Tätigkeit so in den Flow, dass es dumm wäre, wegen zuvor festgelegten Zeitintervallen die Arbeit zu unterbrechen. Das passiert vor allem bei kreativen und mental herausfordernden Projekten, aber auch bei Routine-Tätigkeiten ist es möglich, dass der Flow auftritt. Du bist dann so konzentriert und leidenschaftlich bei der Sache, dass dir die Arbeit gar nicht mehr wie Arbeit vorkommt. Zeitmanagement hilft dir dabei, ungeliebte Aufgaben zumindest zu starten oder endlich mal zu erledigen. Bist du aber einmal im Flow-Zustand, brauchst du keine von außen aufgesetzten Regeln mehr, sondern bist problemlos produktiv. Wenn du merkst, dass du in diesem kostbaren Zustand bist: Lass dich durch keine Zeitpläne der Welt rausbringen!

24. Denke an die Konsequenzen von Prokrastination

Wie eingangs schon gesagt, ist Prokrastination im Grunde völlig paradox. Denn du kannst zwar noch einen Moment Entspannung genießen, dafür hast du hinterher aber umso mehr Stress. Es ist hilfreich, dir selbst die Konsequenzen von Prokrastination zu verdeutlichen. Überlege dir, wie viel Zeit du für eine Aufgabe benötigst, und wie viel weniger Zeit du haben wirst, wenn du jetzt nicht loslegst. Entsprechend kannst du dir ausmalen, wie gestresst du sein wirst und wie schlecht die Ergebnisse ausfallen werden. Im Gegensatz dazu ist es doch viel entspannter und effektiver, wenn du jetzt schon anfängst und dir nach getaner Arbeit etwas gönnen kannst, oder?

25. Finde deine wahren Gründe fürs Prokrastinieren

Über die allgemeinen Ursachen der Prokrastination haben wir schon gesprochen. Dennoch solltest du dich in jedem Fall fragen, weshalb du gerade eine Aufgabe prokrastinierst. Ist die Aufgabe vielleicht tatsächlich eine zu große Herausforderdung für dich und du brauchst Hilfe? Oder erscheint dir die Aufgabe unwichtig, weil sie nicht mit deinen Zielen übereinstimmt? Bist du vielleicht allgemein müde, abgeschlagen oder durch ein Problem abgelenkt und musst erst die Ursachen dafür bekämpfen, ehe du wieder produktiv sein kannst? Es lohnt sich, bei jedem Fall von Prokrastination die Ursachen dafür zu hinterfragen.

26. Lese Fachliteratur von Experten

Dieser Artikel sollte dich schon weitergebracht haben. Trotzdem kann es nicht schaden, dich noch tiefgreifender mit dem Thema Prokrastination auseinanderzusetzen, um Aufschieberitis besser verstehen und vermeiden zu können. Natürlich solltest du die Lektüre von Fachliteratur zu Prokrastination nicht zum Prokrastinieren verwenden, sondern sie dir als Teil deiner Morgen- oder Abendroutine durchlesen ?

Fazit: Prokrastination überwinden mit einem positiven Mindset

Prokrastination betreibt jeder von uns mal gerne. Denn es gibt immer unliebsame Aufgaben, bei denen uns Ablenkung und Aufschieberei kurzfristig als so viel besser erscheint. Aufschieberitis kann aber zu einem echten Problem werden, denn sie verursacht unnötig viel Stress, führt zu schlechteren Ergebnissen und verhindert, dass wir unsere Ziele erreichen. Wenn du dir die oben genannten Tipps zu Herzen nimmst, kannst du Aufschieberitis künftig vermeiden und produktiver sein, als du es dir selbst zugetraut hättest. Fang einfach mal an und schieb die Umsetzung der Tipps nicht auf!

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